Chinesische Begrüßung in früheren Zeiten
Zu keiner Zeit in der chinesischen Geschichte wurden Hände geschüttelt. Vielmehr galt es, Arten der Begrüßung zu entwickeln, durch die Berührungen vermieden werden konnten. Hierzu gehören die geschlossene Faust (拱手禮 / 拱手礼), der chinesische Knicks für Frauen (萬福 / 万福) oder Heshi (合十), ein von Buddhisten häufig verwendeter Gruß. Letzterer ist in Europa insbesondere aus dem Yoga bekannt: Beide Handflächen werden vor der Brust sanft zusammengelegt. Als besonders traditionelle Form der Begrüßung gilt die Verbeugung (鞠躬禮 / 鞠躬礼). Die formale Geste war in früheren Zeiten insbesondere an den Königshöfen weit verbreitet.
Die typische Begrüßung in China
Wie in vielen asiatischen Ländern gilt auch in China die Verbeugung als übliche Geste der Begrüßung. Die Nuancen bezüglich Tiefe und Körperhaltung sind jedoch sehr fein und drücken unterschiedliche Formen der Wertschätzung aus. Aus diesem Grund wird Gästen tendenziell dazu geraten, es lieber bei einem Kopfnicken zu belassen. Allerdings kann die interkulturelle Kommunikation dann auf Verwunderung treffen, wenn das chinesische Gegenüber plötzlich die Hand zum Gruß reicht, während der verunsicherte Reisende nur mit einem Kopfnicken antwortet. Reagiert er spontan richtig, gilt es nun darauf zu achten, dass das Handschütteln ja nicht zu fest ausfällt ‒ Hände werden in China nur ganz leicht und kurz gedrückt. Was für den Händedruck gilt, gilt übrigens auch für den Blick: Auch er darf nicht zu fest sein.
Hierarchien spielen überall in Asien eine bedeutende Rolle. Während in unserem Kulturkreis zuerst die Frauen begrüßt werden, gilt es in China eine festgelegte Reihenfolge einzuhalten. Hier werden Ranghöchste und Älteste zuerst begrüßt ‒ das Prinzip „Ladys first“ gilt nicht. Deshalb ergibt es durchaus Sinn, in der Kommunikation mit Chinesen bereits vor einem (geschäftlichen) Treffen die hierarchische Stellung der jeweiligen Gesprächspartner zu klären.
Wer sich bei einem Businessmeeting unsicher fühlt, sollte sich zurückhaltend zeigen und sich leicht verbeugen. Ein klares Signal für das Gegenüber, helfend einzugreifen. Meist wird sich in einer solchen Situation der Ranghöchste zu erkennen geben. Zurückhaltung, Unsicherheit und stilles Beobachten sind Chinesen sehr viel angenehmer als unbedachter Aktionismus. So bietet sich bei einem Besuch in China jede Menge Raum für Fauxpas und Fettnäpfchen, ein interkulturelles Seminar kann über Traditionen aufklären und in alltäglichen und geschäftlichen Situationen für ein beruhigendes Maß an Selbstsicherheit sorgen.
Begrüßung für den Geschäftskontakt mit Chinesen
Chinas Businesswelt zeigt sich zunehmend international, Ost und West nähern sich in ihren Verhaltensweisen einander an. So zeigt ein Foto Präsident Barack Obama bei der Begrüßung mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao ‒ während sich Obama verbeugt, steht Hu kerzengerade und streckt dem Amerikaner seine Hand entgegen. Chinesen wissen es durchaus zu schätzen, wenn ihre ausländischen Gäste mit der chinesischen Kultur vertraut sind und bereit sind, sich ihr anpassen. Bei internationalen Treffen hat das Händeschütteln die Verbeugung jedoch weitestgehend verdrängt.
Auch wenn den Deutschen ihr Auszeichnungen und Titel wichtig sind, im Alltag wird bei der Begrüßung zumeist darauf verzichtet. In der chinesischen Geschäftskultur ist dies vollkommen anders. Hier wird der Nachname vor dem Vornamen genannt und ein eventuell vorhandener Titel dem Nachnamen nachgestellt. Herr Li, der Manager eines Wirtschaftsunternehmens, würde demnach erwarten, mit Li Manager angesprochen zu werden. Aus Höflichkeit und Respekt vor dem Gegenüber sollte die Begrüßung stets von einem „Guten Tag“ begleitet werden. Finden Gespräche in deutscher oder englischer Sprache statt, wird wiederum die westliche Variante beibehalten und der Titel vor dem Nachnamen genannt. Dann wird es von chinesischer Seite als äußerst höflich erachtet, wenn Titel und Auszeichnungen bei der Vorstellung und Begrüßung verwendet werden und hin und wieder auch in das Gespräch einfließen.
Apropos! Im China Business ist der Austausch von englisch-chinesischen Visitenkarten mit geschäftlichen Details inzwischen fester Bestandteil des Begrüßungsrituals. Sie werden stets mit beiden Händen überreicht und mit beiden Händen in Empfang genommen, die Schrift dem Empfänger zugewandt. Danach werden sie einige Sekunden lang aufmerksam begutachtet und erst danach auf den Tisch gelegt bzw. weggesteckt. Niemals jedoch in die Hosentasche, dies gilt in China als besonders unhöflich. Auch sollten die Karten nicht mit Informationen beschriftet werden, die Ehre des Kartengebers könnte verletzt werden. Bei jeglicher Art von Unsicherheit garantiert unser interkulturelles Seminar einen sicheren und selbstbewussten Umgang mit den chinesischen Benimmregeln. Denn oft sind es nur feine Nuancen, die gutes Benehmen von schlechtem unterscheiden. Persönliche Gesten und Umarmungen sind in China generell tabu.
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