China strebt nach technologischer Führungsrolle
Unser aller Gegenwart und Zukunft wird von technologischen Neuerungen beeinflusst und geprägt. Schon heute profitieren wir alle von artifizieller Intelligenz (AI) und dies wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken. China strebt an in diesem Bereich die Führungsrolle einzunehmen. Bereits auf der Weltkonferenz für künstliche Intelligenz in Shanghai bewiesen China und die USA, dass sie führend in der Weiterentwicklung sind und europäische Forscher und Unternehmen hinter sich gelassen haben.
Bis 2030 zur globalen Nummer eins
Bereits im Sommer 2017 verkündete Chinas Staatspräsident Xi Jinping das Streben nach der technologischen Führungsrolle auf dem Weltmarkt. Bis 2030 soll das Ziel der chinesischen Regierung verwirklicht sein. Für dieses Ziel setzt die Regierung in Peking darauf, gemeinsam mit den Unternehmen des Landes ein Großprojekt nach dem anderen voranzutreiben. Die chinesische Regierung subventioniert und finanziert die technologische Vormachtstellung großzügig.
Unter anderem entsteht in Peking ein neuer Industriepark speziell für KI-Start-ups. Hier investiert die Regierung gut zwei Milliarden Dollar. In Shanghai soll ein weiteres Großprojekt die Welt in Staunen versetzen, so sollen 15 Milliarden Dollar in das KI-Projekt „Smart City“ fließen. Bereits 2018 wurde das Projekt in einer der Ausstellungshallen der Konferenz vorgestellt.
Anfang 2018 wurden 50.000 Taxis in Shanghai mit Videokameras ausgestattet, die dazu dienen den Verkehr und die Verkehrsteilnehmer zu kontrollieren. Kommt es zu einem Fehlverhalten oder Delikt, wird dies von der Kamera automatisch an die Verkehrspolizei übermittelt. So werden bereits heute einfache Taxis als Überwachungshilfe genutzt und geht es nach Chinas Regierung, ist dies nur einer von vielen Schritten, um in Zukunft intelligente Technologien gezielt zu entwickeln und vielfältig einzusetzen.
Seit einigen Monaten gibt es eine neue App für das Smartphone. „Xue Xi Qiang Guo“, was so viel heißt wie „Lerne und mach das Land stark“. Allerdings verbirgt sich hier ein Wortspiel, denn mit dem „Xi“ kann auch der Staatspräsident Xi Jinping gemeint sein, dann entspräche die Übersetzung sinngemäß „Lerne Xi und mache das Land stark“. Die App ist in vielen Institutionen Pflicht, besonders für Parteimitglieder, aber auch Journalisten müssen die App herunterladen und einen Test bestehen, um einen Presseausweis zu erhalten. Zu der App gibt es eine Webseite namens xuexi.cn, auf der man allerlei Informationen zu Reden des Führers - wie Xi Jinping in China auch genannt wird, aber auch Informationen rund um die Errungenschaften und Zukunftspläne der kommunistischen Partei finden kann. Mit der App können aber auch Daten auf dem Handy des Users eingesehen werden. Außerdem bestehe, so eine Untersuchung der App, die Möglichkeit, Software auf das Handy aufzuspielen, um Eingaben zu kontrollieren.
KI als Grundlage für das Socialcreditsystem
Die Technologie wird in China auch für das Socialcreditsystem benötigt und eingesetzt. Hier spielt unter anderem eine Tochterfirma der weltweit agierenden chinesischen Alibaba Group eine tragende Rolle. Die Tochterfirma Ant Financial Service Group ist für die Entwicklung des Credit-Scoring-Systems Sesame Credit zuständig. Mit Sesame Credit wird das Verhalten der Bürger in Punkte umgerechnet und das Socialcreditsystem mit den Daten gefüttert.
Das Erstaunliche: Social Scoring wird in China von den Bürgern durchaus positiv angenommen, denn alles was das Leben verbessert oder vereinfacht, wird in China begrüßt. Anders als in Europa fürchten sich Chinesen nicht davor, dass ihre Daten verarbeitet werden, so ist Datenschutz in China im Grunde kein großes Thema. Der Großteil der Bevölkerung stört sich nicht an der stetigen Überwachung, die mittlerweile auch im Verkehr, an Schulen, bei der Mülltrennung und vielem mehr greift.
Steigende Anzahl an AI Start-ups
Alleine in Peking findet man über 1.200 Start-ups, die sich mit der Entwicklung künstlicher Intelligenz befassen. Entsprechend steigen auch die Patentanmeldungen in China und übertreffen bei Weitem die Vergleichszahlen aus den USA, Deutschland und Gesamteuropa. Ein Blick nach China ist aktuell wie ein Blick in unsere Zukunft, denn von autonom fahrenden Bussen bis hin zu virtuellen Tai-Chi Meistern können Besucher der Stadt Peking im Haidian-Park einiges entdecken, was sich für Europäer noch nach entfernter Zukunft anfühlt.
Während wir in Europa Künstliche Intelligenz im Alltag heute in den Bereichen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und in Form von Gesichtserkennung und Polizeicomputerkontrollen einsetzen, so scheint vieles was die chinesischen Start-ups bereits auf den Weg gebracht und umgesetzt haben wie Zukunftsmusik, was für die chinesische Bevölkerung bereits zum Alltag gehört. Im Haidian-Park übt China die neue Revolution der KI, um das Ziel zur KI-Supermacht aufzusteigen zu erreichen. Bemerkenswert ist, dass sich in allen Provinzen neue KI-Parks etabliert haben und gezielt Unternehmen angesiedelt werden. Mehr als 40 Pilotprojekte sind bereits gestartet, sodass in China praktisch Zukunft gestaltet wird.
Zu guter letzt soll auch die Währung digitalisiert werden. China hat erst kürzlich verkündet, eine eigene Kryptowährung herausgeben zu wollen. An diesem Projekt arbeitet die Regierung schon mehrere Jahre. Anders als bei privaten Bitcoins & Co. könnten in China dann alle Geldströme staatlich kontrolliert und nachvollzogen werden. Wann genau die Digitalwährung jedoch kommt, ist noch unklar.
Informatik-Fachkräfte ein wertvolles Gut für Chinas Regierung
Chinas Pläne sind durchaus ambitioniert und doch zeigen die bisherigen Projekte, dass die Ziele erreichbar sind. So sind Fachkräfte aus dem Bereich Informatik für Chinas Führung besonders wichtig geworden. Viele der Entwickler haben in den USA studiert oder sind im Silicon Valley bereits erfolgreich tätig gewesen und pendeln als freie Mitarbeiter zwischen unterschiedlichen Unternehmen. Für Unternehmen, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen ist der Standort China besonders interessant und bietet viele Chancen. Denn hier treffen sich die Größen der Branche und in keinem anderen Land treibt auch die Regierung die Unternehmen so voran wie in China.
Natürlich sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. Wer in China geschäftlich aktiv ist, sollte sich klar sein, dass er von dem angestrebten Wachstum profitieren und mit den besten Kräften zusammenarbeiten kann. Jedoch muss auch klar sein, dass das KI-Kontrollsystem durchaus seine Schattenseiten hat, denn BIG DATA wird groß und Datenschutz dagegen klein geschrieben. Entsprechend sollte jedem bewusst sein, dass sowohl Daten von Privatpersonen als auch von Unternehmen durch die Behörden ausgewertet werden und hier natürlich auch Einfluss genommen werden kann.
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