In China werden ältere Menschen traditionell aufgrund Ihres Wissens und ihrer Lebenserfahrung geschätzt. Ältere Menschen genießen hohes gesellschaftliches Ansehen. Jüngere Kollegen lassen älteren Kollegen den Vortritt. Dies entspricht dem konfuzianischen Weltbild, das in China weit verbreitet ist.
Doch seit zirka 10 Jahren ist ein Wandel der Werte zu bemerken. Die jüngeren Generationen verlieren den Respekt vor den Alten und auch umgekehrt hat die Fürsorge gegenüber der jüngeren Generation
nachgelassen. Dies hat mehrere Gründe:
Rapider Anstieg der älteren Bevölkerung
Von 1979 bis 2015 galt die Ein-Kind-Politik. Durch diese Maßnahme wurde das damals enorme Bevölkerungswachstum wie gewünscht eingedämmt. Heute bekommt jede Frau in China im Schnitt nur noch 1,4 Kinder. Anfang 2016 wurde die Ein-Kind-Politik zwar vollends aufgehoben, aber dies wird nicht zum unmittelbaren Anstieg der Bevölkerung führen. Mit dem Anstieg der Älteren wächst der Druck auf die Jüngeren. Denn irgendwann müssen die Älteren versorgt und gepflegt werden. Bereits heute leben in China 185 Mio. Chinesen, die älter als 60 Jahre sind. Doch China hat kein solides Rentensystem. Dies befindet sich noch im Aufbau und nutzt bislang nur der städtischen Bevölkerung. Auf dem Land wächst die Altersarmut und der Pflegenotstand. Denn die Jungen sind als sogenannte "Wanderarbeiter" in die Städte abgewandert und in den Dörfern sind nur die Alten zurückgeblieben. Wer soll sich um sie kümmern?
Zerfall des klassischen Familiengefüges
Nach konfuzianischen Wertvorstellungen haben die Kinder sich um Ihre Eltern zu kümmern. Dafür gibt es seit 2013 sogar eine Verordnung, nach dem Kinder regelmäßig Kontakt zu Ihren Eltern pflegen und finanzielle Zuwendung leisten sollen. Das Zuwiderhandeln wird allerdings nicht bestraft. Aufgrund der Ein-Kind-Politik muss heute ein Kind für bis zu 2 Eltern und 4 Großeltern aufkommen. Der Code hierfür heißt 4-2-1. Da dies fast unmöglich ist, sehen sich die Alten vor einem Problem, denn es gibt in China keine flächendeckende Abdeckung mit Altersheimen und Pflegeeinrichtungen. Und ambulante Sozial- und Pflegedienste sind in China heute noch unüblich. Eine Ausbildung für Pflegekräfte gibt es bislang nicht. Der Sektor der Seniorenbetreuung wurde 2013 für ausländische Investoren geöffnet, doch die Entwicklung ist langsam und der Bedarf steigt schnell. Bereits heute stehen 10 Millionen benötigte Seniorenheimplätze nur ca. 5 Millionen vorhandenen Plätzen gegenüber.
Finanzierung der Pflege ein Problem
Es wird prognostiziert, dass in Zukunft immerhin 90% der chinesischen Senioren von Familienangehörigen zuhause betreut und gepflegt werden. Nur etwa 7% werden in staatlich geförderten Institutionen untergebracht sein und verschwindend geringe 3% haben das Glück in privaten Seniorenheimen unterzukommen. Hierfür gibt es einen weiteren Code: 9-7-3. Dies bedeutet, dass die Versorgung der Senioren nach wie vor zum Großteil in der Verantwortung der Kinder liegt. Eine Diskrepanz, die zur Zerreissprobe zwischen beruflicher Verpflichtung, Familie und persönlicher Selbstverwirklichung werden kann.
Das Alter im Geschäftsleben
In der westlichen Welt werden ältere Mitarbeiter schon ab Mitte 50 aufs berufliche Abstellgleis gestellt. In China ist das anders.
Neben den beschriebenen Codes gibt es auch gewisse Dinge im täglichen Geschäftsleben zwischen alten und jungen Kollegen und Geschäftspartnern zu beachten.
Ein paar nützliche Hinweise für Ihre nächste Begegnung zwischen alt und jung , deutsch und chinesisch geben wir Ihnen hier.
Links & Informationen
Es gibt weitreichende Informationen zum Thema "Alternde Gesellschaft in China". Hierunter unsere Empfehlungen:
Eine Geschichte vom Altwerden in China einfühlsam erzählt in diesem Video (2006)
Die neueste Online-Ausgabe des Konfuzius Magazins
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